Unter uns
Tollitäten…
Aus dem
Tagebuch einer Wäscherprinzessin
v.l.n.r. Bonna Ina I. (Harder), Wäscherin Mia (Kaczmierczak),
Kinderwäscherprinzessin Lea I. (Brüggemann), Prinz Rico I.,
Wäscherin Isabel (Thiebes)
Den Februar
2006 wird Lea B. aus B.-B. nicht so schnell vergessen. Von der
Karnevals-Quereinsteigerin zur Beueler Kinderwäscherprinzessin der
Kindertagesstätte St. Pius! Gemeinsam mit ihren Wäscherinnen Mia und
Isabel absolvierte Lea I. ein bemerkenswertes Pensum – und hatte
bemerkenswert viel Spaß.
Mitte Oktober:
Endlich, die Kandidatenliste hängt aus. Mama und Papa werden mir das
doch wohl nicht abschlagen, oder? Los schon, den Namen auf die
Liste!!
11.11.:
Erst 5.30 Uhr?
Egal. Schnell zu Papa ins Bett. „Hoffentlich werde ich heute zur
Wäscherprinzessin gewählt!“ Aber Papa - warum hast du so kleine
Augen?
11.11 Uhr: Ein Herz rutscht in die Hose… Wäscherprinzessin! Hört auf
zu zittern, Knie. Sag doch was, Stimme – die Leiterin Frau Mertens
hat dich was gefragt. „Ja!“ – ich nehme die Wahl an!
12.11.:
Erste Anflüge
von Tollheit laufen ins Leere: „Schon ins Bett? Das hast du
nicht zu bestimmen. Ich bin hier die Prinzessin!“ … – … Naja,
man kann’s ja mal versuchen. Humorloser Haufen…
Ende
Januar:
Im
Kindergarten wird fieberhaft gebastelt für „ons verrückte
Urwaldjecke“ – unser Sessions-Motto. Und die Erzieherinnen tüfteln
an den Texten für unsere Auftritte.
Dienstag,
21.2.,
7.20 Uhr:
Soundcheck in Mamas Bett. Der Text sitzt.
Mittwoch,
22.2.:
Der große Tag. Raus aus den Federn, faule Bande! Schon 6.08 Uhr – in
einer Stunde klingelt der Wecker! Rauf- und Runterrennen in der
Küche. „Ich kann’s einfach nicht mehr aushalten!!“
8.15 Uhr: Endlich im Kindergarten. Alles so toll hergerichtet, und
alle im Kostüm. Hallo, ihr Lieben, hier kommt Lea!
9.00 Uhr: Die „Große“, Melanie II., proklamiert mich zur „kleinen“
Wäscherprinzessin. Dazu kommen auch die Liküra Simone I. und das
Kinderprinzenpaar Marvin I. und Janine I. Am Schluss holen sich Mia,
Isabel und ich den Pius-Schlüssel! Jetzt sind wir dran…
15.40 Uhr. Fototermin bei Cassius und Florentius am Münster. Bitte
lächeln! Man ist ja professionell... Kleiner Plausch mit Renate IV.
von Roisdorf. Hatten lang nichts mehr voneinander gehört.
16.35 Uhr: Aufgalopp der Tollitäten. Erst bei der „Rundschau“, und
jetzt ein „hu is hu“ beim Generalanzeiger. Närrisch, der Stau schon
im Treppenhaus. Da kommt die Bonna mit Gefolge, und dahinten die
große Wäscherprinzessin. Gleich müssen wir Kleinen was sagen, vor
all den Leuten. Peinlich. „Ist nervös sein, wenn man auch ein
bisschen Angst hat?“
18.14 Uhr: Endlich wieder draußen! Meine Güte, haben die uns warten
lassen. „Immer blablabla und wir nicht.“ Dafür hat’s dann aber toll
geklappt mit unserem Auftritt. Im Auto kann ich mal alle Viere
ausstrecken: „Ich hab’ so viel bunt gesehen – mir wird bestimmt
gleich schlecht. Ich kann nicht mehr oft lachen heute.“
18.38 Uhr: Aber mit dem Befehle-Geben, das klappt schon super.
„Teppich!!“ sag’ ich nur knapp, und schon kommt ein Erwachsener mit
dem Ding gerannt. Nicht schlecht. Letzter Auftritt für heute: Alaaf
erstmal!
Altweiber,
23.2.,
9.04 Uhr:
Aufstellung bei der Tapetenfabrik. Die Urwaldjecke haben die Nummer
29, am Ende des ersten Zugdrittels. Noch mal kurz in die
Büsche verschwinden – sonst geht’s am Ende noch in die Bütt.
9.50 Uhr: Alle Mann aufsitzen! Los, ihr Handkarren und Bollerwagen!
Im Prinzessinnen-Wagen ist kaum Platz zwischen all den Kamellen –
aber die Papa-Mulis ziehen, ohne zu murren. „Schaut sie euch an,
diese kleine Wäscherprinzessin Lea I.“, ruft einer durchs Mikrofon.
Meint der mich?
10.56 Uhr: Heimspiel An St. Josef: „Lea alaaf!“, „Pius alaaf!“ Rund
um den Kirchturm ist unser Revier! Mädels, lasst die Hände fliegen.
Kamelle!! Am Ende ist der Wagen leer, die weißen Handschuhe schwarz
vom Schmeißen. Die Arbeit ist getan für heute. Jetzt eine kleine
Party im Quartier der Wäscherprinzessin. Suppe, Würstchen und
Berliner. Dresscode: leger.
Freitag,
24.2.,
14.50 Uhr:
Kurze Stippvisite beim Heimatmuseum: Foto-Shooting an der
Wäscherinnen-Bütt. Wer kommt denn da? Melanie II. und ihr Gefolge!
Und? Wie läuft’s so? Sehen wir uns gleich beim Kinderball der
Beueler Stadtsoldaten?
16.55 Uhr: Tatsächlich, wir sehen uns. „Tolle Tage“ bedeutet in
diesem Jahr wohl: Täglich Tollitäten treffen. Klatschmarsch,
Stadtsoldaten im Spalier, und diesmal nehmen wir die Bühne schon im
Sturm! Langsam kommt ein bisschen Routine.
17.38 Uhr: Empfang im Heimatmuseum. Die sehen ja hier alle aus wie
wir: echte Waschweiber! Nett ist’s bei euch, da macht das Singen
besonders Spaß.
20.20 Uhr: Noch immer total aufgedreht. Singen beim Zähneputzen –
und auch auf dem Weg ins Bett: „Wer hat mir die Rose auf den Hintern
tätowiert?“ Mama guckt merkwürdig.
Samstag,
25.2.,
15.20 Uhr: Mit
unseren Urwaldliedern heizen wir im Josephs-Krankenhaus mächtig ein.
Danach im Klatschmarsch zum Pfarrheim. Heimspiel beim
Frauenkarneval.
Sonntag,
26.2.:
6.48 Uhr: Der
Tag beginnt mit einem „Kamelle“-Ruf aus dem Kinderzimmer. Wer ihn
ausstieß, wird wohl nie ganz geklärt werden.
Rosenmontag,
27.2.,
12.00 Uhr:
Schnee am Rosenmontag – und das beim Zug von Bonna Ina! Heute keine
Auftritte. Kräfte sammeln für morgen – und Kamelle-Sammeln für den
Rest des Jahres.
Dienstag,
28.2.:
Heute geht’s
noch mal richtig rund: 7 unserer 14 Auftritte an einem Tag – dem
letzten meiner Regentschaft. Großer Bahnhof in der Stadtsparkasse
mit der großen Wäscherprinzessin und den Stadtsoldaten. Und dann
geht’s rüber über den Rhein…
11.00 Uhr: Noch mal ein echtes Highlight: Empfang der Tollitäten im
Rathaus. Was für eine Farbenpracht – und alle sind sie noch mal da!
Da hagelt’s Orden. Wir klimpern wie beim Alm-Auftrieb. Prinz Rico
klaut sich am Schluss en Bützche’ von uns. Und bei der Bonna Ina
merkt man gleich, dat dat en echte Beuelerin ess.
15.50 Uhr: Letzte Runde. In der Kinderklinik eine kleine Feier auf
der Krebsstation. Die Kinder hier haben echt nicht viel zu lachen –
hoffentlich freuen sie sich ein bisschen, dass wir kommen. Kleine
Spielzeuge und Kamelle haben wir ihm Gepäck. Und den Babys auf
Zimmer 2 bringe ich ein paar Bälle.
17.10 Uhr: Kinderkarneval im Pfarrheim. All die bekannten Gesichter
bei unserem letzten Auftritt! „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr mit
drei Mal Beuel alaaf!“ Danach Mantel und Häubchen ablegen - diesmal
für immer!
20.10 Uhr: „Schlaf gut, Papa. Morgen bin ich wieder die normale
Lea.“
Aschermittwoch, 1.3.,
9.50 Uhr:
Alles vorbei! Jetzt noch den Kindergarten-Schlüssel abgeben – das
war’s… War das ein Spaß - ein Mädchentraum! Danke, ihr Erzieherinnen
– und üch leev’ Jecke all!
*In Anführung
herrscherliche Zitate von Lea I. Drum herum ein Mix aus wahren
Begebenheiten und fingierten Gedankengängen – rausgehört oder
unterstellt von
Alexander Brüggemann
Wäscherin Mia (Kaczmierczak),
Kinderwäscherprinzessin Lea I. (Brüggemann), Wäscherin Isabel (Thiebes) |